Denn keiner ist ohne Schuld – Elizabeth George
Dies ist bereits der 6. Inspector Lynley Roman, den ich gelesen habe. Die Bücher sind immer sehr umfangreich und ich habe an diesem jetzt so lange gelesen wie an zwei der bisherigen Romane in diesem Monat zusammen.
Was ich an den Lynley Romanen so liebe, ist die Beschreibung von England, die Charaktere, die Gepflogenheiten, das Land und die Leute. Das versteht Elizabeth George meisterhaft. Zudem begleitet man die Protagonisten auch hier über Jahre, lernt sie besser kennen, ist dabei wenn sie sich verlieben, streiten, sich trennen oder wie in Sargent Havers Fall, der Vater stirbt und die Mutter an Demenz erkrankt.
Die Kriminalfälle sind immer sehr eigen. Auch hier wird immer sehr viel ermittelt, befragt und recherchiert . Die Action gibt es wenn, dann meist am Schluss. Trotzdem leben die Bücher, sind spannend und nachvollziehbar.
Das einzige Manko ist vielleicht, dass man es immer mit sehr vielen Protagonisten, also auch mit sehr vielen britischen Namen zu tun hat. Da ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten.
Trotzdem fällt es mir hier leicht gemeinsam mit dem Inspector und seinen Unterstützern auf Mörderjagt zu gehen und selten komme ich vor ihm auf die Lösung, bin aber trotzdem immer nahe dran.
***()***
Home, sweet Home – Joy Fielding
Wie ich der Danksagung entnehmen durfte, ist dies das 29. Buch, das diese großartige Autorin geschrieben hat. Ich bin neidisch.
Mit „Lauf Jane, lauf“ hat damals alles angefangen. Seitdem gab es gute, weniger gute und sehr gute Romane von ihr zu lesen.
Ich würde behaupten, dieser hier ist einer der sehr guten. Ich wollte das Buch überhaupt nicht aus der Hand legen.
Frau Fielding beleuchtet in diesem Buch das Leben in der Straße einer typischen Vorstadtsiedlung. Fünf Häuser reihen sich am Wendehammer einer Sackgasse aneinander. Fünf Familien, die jede ihr eigenes Päckchen zu tragen hat.
Zentrale Figur ist Maggie, die laut Klappentext „nach einem traumatischen Erlebnis“ in das Haus zieht. Das traumatische Erlebnis spielt allerdings nur am Rande eine Rolle. Vielmehr geht es darum, in die Abgründe hinter den Haustüren zu schauen. Nichts ist so idyllisch, wie es scheint. Dabei wirkt nichts davon übertrieben oder an den Haaren herbei gezogen.
Anders als sonst entwickelt sich hier nicht eine stringente Handlung, der wir folgen. Vielmehr verweben sich die Geschichten der Familie zu einem bunten Teppich aus Schicksalen und man folgt mal dem einen, mal dem anderen und sieht die Verbindungen, die ganz langsam entstehen.
Ebenfalls im Klappentext wird von einem Schuss berichtet, der fällt und als er dies schließlich tut, ist das doch sehr überraschend.
Aus Sicht einer Autorin, die gerade ihre Schwierigkeiten hat in den Schreibfluss zu kommen, ist dieses Buch der Wahnsinn. Wie Joy Fielding es sprachlich schafft, in jedes Haus und die darin lebenden Charaktere hinein und hinaus zu zoomen, so dass man als Leser nie den Faden verliert und die Bilder ständig vor Augen hat, ist wirklich großartig.
Als Leseratte die ich nunmal bin, fühlte ich mich bestens unterhalten und habe mit Herzklopfen an der ein oder anderen Stelle mitgefiebert.
**()**
Weiterlesen „Gelesen 03/22 (Teil 2)“