24. Juni 2013
Ja, wir leben noch. Die Tage sind angefüllt mit jeder Menge Aktivität und neuen Dingen. In den letzten Wochen haben wir zwei Junggesellenabschiede, einen Polterabend und eine Hochzeit erlebt und meinen 40 + 1 Geburtstag im großen Rahmen mit ca. 70 Leuten gefeiert. Inzwischen planen wir die Aktivitäten für die nächste Hochzeit Ende Juli.
Ich habe angefangen, montags und mittwochs jeweils zwei Stunden am Nachmittag wieder zu arbeiten. Und das auch noch beim Arbeitgeber meines Mannes. Aber da er nach Hause kommt um die Kinder zu übernehmen und ich dann erst losfahre, laufen wir uns dort (noch) nicht über den Weg.
Vielleicht ist dies der Anfang einer neuen Berufsaussicht. Da mein derzeitiger Arbeitgeber meinen Arbeitsplatz am Ende des Jahres nach Mönchengladbach verlegt und ich damit arbeitslos sein werde, kann das ja nie schaden. Und ich glaube wir sind jetzt in einem Alter, in dem es nichts negatives ist, im gleichen Betrieb zu sitzen. Nur im selben Raum wollte ich nicht unbedingt sein. Ein bißchen Freiheit ist schon noch notwendig. Aber wie gesagt, bis jetzt ist das ja sowieso nicht der Fall.
Miss Allerliebst ist ein Ausbund an Energie und Einfallsreichtum. Überall wo sie ihre Fingerchen nicht haben soll, steckt sie sie garantiert hinein. Nachdem wir eine Zeit lang Ruhe hatten, hat sie wieder angefangen sämtliche Schränke auszuräumen. Dabei geht sie inzwischen sehr systematisch vor. Erst wird der Süßigkeitenschrank angepeilt, danach der Spielzeug- und Malschrank ihrer Schwester und wenn der auch tabu ist, dann geht es an die Spielesammlungen im Schrank daneben. Mir ist vorher noch nie aufgefallen, dass wir nur ein einziges Schrankfach in Regionen haben, an die sie nicht heran kommt.
Außerdem klettert sie überall hinauf und hinein. Und das mit Hingabe und vollkommen unerschrocken. Da sie für ihr Leben gerne rutscht, scheut sie sich auch nicht vor den ganz hohen Spielgeräten. Nachdem sie inzwischen die Technik beim Hinaufklettern von Leitern raus hat, ist sie da nicht zu halten. Noch kann sie sich beim Hinunterrutschen nicht bis ganz unten in einer aufrechten Sitzposition halten, aber das ist ihr schnurzpiepegal. Egal ob die hohe Rutsche im Kindergarten, die noch höhere Rutsche bei unserem Lieblingsspanier oder die kleine Kinderrutsche in unserem Garten – von jeder stürzt sie sich kamikazemäßig und mit lautem Juchu-Geschrei hinunter.
Auch gerne zum Klettern genommen werden die Trip-Trap Stühle. Der ihrer Schwester ist dabei ja beinahe schon langweilig, weil der diesen „Babybügel“ gar nicht hat und sie somit gar nicht so weit klettern muss, um sich hinsetzen bzw. hinstellen zu können.
Kürzlich fand ich sie stehend in unserem Waschbecken (!) vor. Wir hatten vergessen den Kinderschemel vor dem Waschbecken weg zu stellen. Von diesem kletterte sie also ins Becken, zog sich am Spiegel in die Höhe und begutachtete alles, was dort auf der Ablage lag. Mein Herz!
Dann der eisige Schreckmoment, als sie mit ihrer Schwester draußen im Garten weilte und ich sie nicht mehr wieder fand. Ich musste nur kurz nach drinnen auf die Toilette und als ich wieder raus kam, war Miss Allerliebst verschwunden. Das Fräulein und ich suchten das gesamte Gelände ab, ohne Erfolg. Ich hatte bereits Horrorszenarien von vorbeikommenden Männern, die mein kleines Baby einfach mitgenommen hatten, als wir sie quietschvergnügt und vor sich hin glucksend in der Garage im Fahrradanhänger fanden. Hölle!
Jeder, der Miss Allerliebst länger als, sagen wir mal eine Stunde erlebt, stellt unweigerlich fest, dass das Kind keine Sekunde still sitzen kann. Immer ist sie auf dem Weg zum nächsten Abenteuer, experimentiert, probiert aus und erlebt jeden Minute vom Tag irgendwelche aufregenden Dinge.
Dabei ist sie (meistens) so wundervoll ausgeglichen und anschmiegsam, dass das die viele Aufregung mehr als wett macht. Immer wieder kommt sie an, schmiegt sich an mein Bein, verlangt auf den Arm oder den Schoß genommen zu werden um dann kurz aber intensiv zu kuscheln. Sie ruft auch öfter mal ganz laut „Maaamaaaa“ (auch wenn damit im Moment auch noch Papa gemeint sein kann) wenn sie meint, mich jetzt doch mal kurz für irgendetwas zu brauchen.
Ruhe und Konzentration setzen bei ihr im Moment dann ein, wenn sie im Sandkasten sitzt und unermüdlich Sand in einen Eimer schippt, oder irgendwo Wasser in der Nähe ist. Die Tage, an denen es so heiß war, waren von daher für mich ein wahres Geschenk. Während ich im Liegestuhl mit einer netten Zeitschrift saß, vergnügten sich das Fräulein und Miss Allerliebst stundenlang im Planschbecken und im Sandkasten (immer schön abwechselnd. Von paniert zu sauber und wieder zurück).
Überhaupt, das Fräulein Wunder. Sie ist so wahnsinnig groß geworden! Und das meine ich nicht nur körperlich (sie ist weiterhin eine der Größten in ihrer Altersklasse. T-Shirt-Größe 122, falls das jemandem was sagt), sondern auch geistig. Sie scheint meist unerschütterlich in sich zu ruhen. Sie zieht ihr Ding durch und das immer mit Bedacht. Sie kann plappern wie ein Wasserfall. Von morgens bis abends. Und sie ist eine wundervolle große Schwester. Sie küsst und herz Miss Allerliebst, hilft ihr, wo sie nicht weiter kommt, fängt sie unten an der Rutsche auf und macht mit ihr ganz viel Quatsch. Gerne verstecken sie sich gemeinsam und auch wenn ihr lautes Gekicher sie meist sofort verrät, tue ich immer so, als könnte ich sie nicht finden, was einen erneuten Heiterkeitsausbruch zur Folge hat.
Morgens wird immer zu erst festgestellt, ob denn noch Sommer ist. Wenn man nämlich eine lange Hose und eine Jacke für den Kindergarten anziehen muss, ist logischerweise kein Sommer mehr.
Im Kindergarten angekommen ist es für sie immer noch etwas schwer, sich von mir zu trennen, aber wenn ich sie dann direkt in die Obhut einer Erzieherin übergebe, ist auch das in Ordnung. Neulich traf ich sie auf dem Rückweg vom Einkaufen. Die ganze Kindergartegruppe hatte einen Ausflug zum nahegelegenen Spielplatz gemacht und als ich die Meute auf mich zukommen sah, befürchtete ich schon, dass das Fräulein eventuell nicht mehr bei ihrer Gruppen bleiben sondern mit mir kommen wolle. Doch sie winkte mir lediglich grinsend zu und marschierte mit ihrem Kumpel N. an der Hand weiter. Hach, meine Große.
Erwähnte ich schon, dass sie den ganzen Tag redet? Und sie singt. „Ich hab ein Haus, ein kunterbuntes Haus … “ oder „Es lebte einst ein Ritter, der Klipp von Klapperbach … “ oder „Uh, uh, Gangma Style“ und, und, und.
Sie guckt mit ihrem Papa seit neustem „Witzvideos“, liebt Duschen und Baden und kann sich dabei schon selbst die Haare waschen und abspülen. Sie schreibt ihren Namen und malt Häuser und Menschen und Blumen und Wolken und Bäume. Sie sieht laut der letzten Vorsorgeuntersuchung wie ein Adler und hört wie ein Luchs. Und sie fährt leidenschaftlich gerne Fahrrad, auch wenn das mit dem Anfahren noch nicht so wirklich klappt.
Sie ist meine Große. Meine Erstgeborene. Und wird dies auch immer bleiben. Hach.
Und so vergeht die Zeit: Mit Familienausflügen, inzwischen wieder gerne mit dem Fahrrad und Anhänger, mit Treffen mit der Clique, durchgefeierten Nächten, verbummelten Nachmittagen, Besuchen von diversen Architekten (hierzu hoffentlich bald ein gesonderter Eintrag), neuen Aufgaben und Unternehmungen. Es läuft sozusagen. Und das ziemlich gut. Ich wünschte nur, ich hätte viel öfter Lust zum Bloggen.